Zeittafel 1945
- Einwohner der Stadt: 3500
- Als die Ostfront immer weiter nach Westen vorrückte, flohen viele aus Angst, oder wurden vertrieben. Endlose Flüchtlingstrecks zogen durch Deutschland, sie kamen aus Schlesien und Ostpreußen mit ihrem Pferde- und Ochsengespannen, oftmals auch nur mit Handwagen mit dem nötigsten beladen.
- Notquartiere in Königsbrück waren im Schwarzer Adler, dem Schützenhaus, im Stenzer Gasthof. In der Volks- und Berufsschule waren in Schulzimmern oft 500 - 700 Menschen auf Strohlagern untergebracht
- In den Apriltagen des Jahres 1945 boten KZ-Häftlingskolonnen ein elendes Bild, sie wurden brutal von den sie begleitenden SS-Mannschaften angetrieben, nicht selten machten Häftlinge unterwegs schlapp und blieben liegen. Sie wurden erschossen (2 Tote fanden auf dem Hospitalfriedhof ihre letzte Ruhestätte).
- 20. April Freitag - 18.30 Uhr Panzeralarm
- Truppen der Deutschen Wehrmacht fliehen
- sowjetische Truppen nähern sich der Stadt - Die Bevölkerung flieht oder sucht Schutz in den nahen Steinbrüchen und in Kellern
- Der Widerstand war unbedeutend. Die sinnlosen Kampfhandlungen forderten das Leben von
- 12 Wehrmachtangehörigen und 4 Volkssturmmännern.
- Treffer in der Stadtrandsiedlung und Weißbacher Str., dabei sind 14 Häuser abgebrannt
- Die Russen marschieren südlich der Stadt in Richtung Höckendorf-Lomnitz und in Richtung Radeberg.
- 20/21. April Durchmarsch sowjetischer Truppen in Richtung Großenhain/Dresden
- tiefgestaffelte Panzersperren sollen die Zugäng der Stadt versperren
- 21.4.in der Nacht versiegt der Flüchtlingsstrom, die Stadt liegt in unheimlicher Stille
- am Ostausgang der Stadt standen 3 Posten, Angriff von Osten und Norden her
- Panzerspähwagen patroullieren durch die Stadt - Die Bevölkerung ist ohne Führung auf sich selbst angewiesen
- Bäckermeister Hoyer bäckt Brot - Abgabe auf die Haushaltskarte
- Fleischermeister Leißner gibt Fleisch aus (kein Strom) elektrische Kühlanlage fällt aus
- Bevölkerung holt sich aus dem Proviantamt und dem Lebensmittellager in der Kaserne Lebensmittel und Fleischbüchsen
- Wasserversorgung fällt aus (Dank Wassermeister Kühne nur 1 Tag)
- Rathaus- und Kirchenuhr stellen ihre Dienste ein, kein Radio - 24.April 10.00 Uhr provisorische Stadtverwaltung konstituiert (Albert Jacob und Paul Peller).
-Depot im Neuen Lager wird für Ernährung gesichert
-Erneute Kampfhandlungen auf dem Furtweg
- russische Truppen: Neues Lager blieb in ihrem Besitz, jedoch zog sich der Rest der Armee am 24.4. in Richtung Schmorkau zurück - 25. April -Spitzen von SS-Ableitungen kommen schlecht ausgerüstet (fast keine Waffen) von Dresden
- Russen lagern im Neuen Lager am Nordrand der Stadt auch mit schwachen Kräften - 7. Mai
- Besetzung aller militärischen Anlagen durch die Rote Armee, im Gebäude Topfmarkt 5 vorübergehende Unterbringung der sowjetischen Kommandantur
- Einsetzung des kommissarischen Bezirksbürgermeisters - Amtsgerichtsbezirk U5 gebildet: Grenzbezirk TÜP, Königsbrück, Stenz, Gräfenhain, Reichenau, Reichenbach, Niederlichtenau, Oberlichtenau, Koitzsch, Glauschnitz, Großnaundorf, Mittelbach, Neukirch, Schwepnitz, Gottschdorf, Grüngräbchen, Röhrsdorf, Steinborn, Bohra, Laußnitz, Weißbach, Schmorkau, Naundorf, Höckendorf, Wittichenau, Cosel
- Rathaus, Amtsgericht, Post, Bahn von der Roten Armee besetzt
- Einsetzung der zivilen Verwaltung durch den 1.Kommandanten, Major Andrejew und politischen Oberleutnant Kussnezow
- 15. Mai neue Stadtverwaltung am Markt ehemals Polizeiwache (Schuh Oswald), danach in den Räumen des Schwarzen Adlers:
- Bürgermeister: Paul Preller,
- Stellvertreter: Albert Jacob
- Abt. Arbeit: Paul Pilz
- Abt. Wohnungswesen: Kurt Hübner
- Abt. Wirtschaft: Kurt Starke
- Abt. Finanzen: Otto Tamke
- Abt. Landwirtschaft: Richard Sonntag
- Abt. Polizeiwesen: Paul Bergmann
- Abt. Industrie: Hans Hummel
- Abt. Wasserwirtschaft: Otto Kühne
- Abt. Kultur: Otto Bergmann
- Abt. Gesundheitswesen: Klaus Kretschmar
- öffentliche Ämter von "Antifaschisten" betreut,
- ebenso Post, Reichsbahn, Schule, Feuerwehr, Rote Hilfe, Druckerei, u. ä.
- Feststellungsbericht vom 21. Mai 1945:
- In Königsbrück sind 736 bewohnte Gebäude mit 1698 Haushaltungen vorhanden, 2/3 davon sind Etagenwohnungen.
- 8% der Häuser und 7 % der Wohnungen - Haushalte - sind infolge Kriegsschäden unbewohnbar.
- Königsbrück hatte vor dem Kriege 5548 und am 1.4.45 5658 Einwohner
- Etwa 600 Männer von Königsbrück wurden in den Heeresdienst einberufen.
- Fabriken:
- Eisenwerk G. Meurer 108 Arbeiter
- Keramische Werke A. Dietze 69 Arbeiter
- Ofenfabrik Friedrich Werner 55 Arbeiter
- Verwertungsbetrieb Westermann & Co 120 Arbeiter
- Buchdruckerei Alfred Pabst 69 Arbeiter
- Steinbrüche Bruno und Marie Pufe 72 Arbeiter
- Textilfabrik Eugen Martin 20-23 Arbeiter
- Autoreparaturanstalt Fritz Schreyer
- Autoreparaturanstalt Herbert Hörig
- Landw. Maschinen Paul Mihan
- gesamt: ca. 516 Arbeiter
- Eisenbahn 100 Arbeiter
- Post 70 Arbeiter
- Verwaltung des TÜP 800 Personen
- 3 Gärtnereien (Konrad Geier, Paul Vetter, Richard Kalmus)
- 1 Wasserwerk - Trinkwasserversorgung der Stadt durch ein Naturquellgebiet am Keulenberg und 1 Pumpwerk in der Aue, dem ergiebige Brunnen angeschlossen sind
- Speicher: 2 Heeres-Verpflegungsamt TÜP ; Prinz Georg Kaserne
- 2 Schulen: 1 Volksschule, 1 Berufsschule
- 6 Tankstellen für Benzin und Öl
- 2 betriebsfähige Mühlen
- 6 Bäckereien
- 2 Fleischereibetriebe mit Schlachtungen, 4 offene Fleischereiverkaufsstellen
- 2 öffentliche Luftschutzkeller
- 1 Elektrostation E.V. Gröba
Ausblick:
- Vermögen der Stadt: von 650000 M nur noch 3029 M vorhanden
- Häuserschäden:
- abgebrannt - Bleichberg: Eisold, Hirschauer
- Weißb. Str.: Slotta, Succolowsky
- Kamenzer Str.: Hennig
- teilw. beschädigt: Weißb. Str.: Müller, Frommhold
- Kamenzer Str. /Querstr.: Hartmann
- Feuerwehr:
- Löscharbeiten behindert, da der ehemalige Bürgermeister Eulitz mit der Spritze u. a. Löschgeräten geflohen ist
- Straßen/Verkehr:
- Sprengung der Brücken - Kamenzer Str. - Auffüllung der Brückenöffnung, Baderbrücke, Mühlgrabenbrücke (Schloßberg), Großenhainer Str., Gräfenhainer Str.
- Wasserleitung:
- Hauptrohr vom Wagenberg zerstört
- Pumpwerk in der Aue noch in Betrieb - aber nicht ausreichend
- Wiederherstellung des Hauptrohres an der Brücke Kamenzer Str.
- Eisenbahn:
- beschädigt zwischen Weißbach u. Königsbrück, Ostbahnhof Königsbrück, in der Laußnitzer Heide, Brücke in Hermsdorf
- Industrie:
- Wärmegerätewerk - im Krieg Produktion von Feuerlöschern - in den Apriltagen mehrmaliger Überflug sowj. Flieger - keine allzugroßen Schäden durch 39 Granateinschläge
- Materialbeschaffung im Hauptwerk in Cossebaude
- wichtige Produktionsaufgaben waren mehrere große Aufträge für die damaligen Unterkünfte im Alten und Neuen Lager
- Produktion von Töpfen, Waschgefäßen, Spülbecken, Einkochtöpfen u. a. Bedarfsgut - sollte den dringendsten Bedarf der Bevölkerung befriedigen zunächst 35 Beschäftigte
- Erzeugnisse wurden gegen Naturalien eingetauscht
- danach Fertigung aus sichergestellten Heeresbeständen Öfen und Nägel
- eigenständige Betriebsleitung durch Lösung vom Hauptwerk
- SMA-Befehl über die Ausgabe von Werksküchenessen
- gesundheitliche Betreuung:
- Dr. Schlemm, Dr. Thauer, Dr. Koller, Dr. Brutschy, Dr. Pinker
- Versorgungslage:
- - Milchpflichtablieferung seit 20.3.39 in der Gemeinde Königsbrück an eine Dresdener Molkerei Gebr. Pfund - Die eigene Herstellung von Butter ist nicht erlaubt
- Ortsverteilung für Butter in den Molkereien Thekla Klemm und Hermann Trautmann.
- In Königsbrück gibt es insgesamt 11 Halter von Milchkühen
- - Haushaltsausweise für entrahmte Frischmilch seit dem 11.10.41;
- Neuregelung ab 7.2.42 - Milchversorgung nur noch in einer Milchverteilungsstelle, der Verkauf von Frischmilch ab Hof ist verboten
- - April 1942 Käsebezugsscheine - Sauermilchkäse
- - Nutzbarmachung der Bucheckern für die Ölgewinnung 11.9.42
- - Anordnung über die Führung eines Eierbuches 2.1.42 ; jährliche Ablieferungsmenge 60 Stück
- - Neuregelung zur Feststellung des Bedarfs der Fleischereien an Fleisch, Fleischwaren und Schlachtfetten
- Haupt- und Verteilerbetriebe: Alwin Herklotz, Ernst Werner, Willy Grundmann, Arno Krause, Richard Leißner, Kurt Lotze, Kurt Müller, Alfred Ziegler
- ab 3.4. 41 - 3 vorhandene Fleischereien: Arno Krause, Ernst Werner und Alwin Herklotz (26.4.41 Schließung des Betriebes von Ernst Werner)
- ab 31.7.45 Schlachtverbot
- In den letzten Apriltagen 1945 war die Versorgung ausreichend
- Unmengen an Konserven, Lebensmittel und Gebrauchsgegenständen lagerten im Depot in Steinborn, in der Kaserne Höckendorfer Str. und bei Westermann am Ostbahnhof
- Am 30.4. räumte die Deutsche Wehrmacht den Ort - alle Vorräte wurden aus dem Depots ausgeräumt und abtransportiert
- Nach Kriegsende wurde Versorgung der Bevölkerung durch denSMA-Befehl Nr. 96 vom 13.10.45 geregelt:
- Dabei gab es folgende Normen für die Bevölkerung - Mengen in Gramm pro Kopf und Tag